Autofahren in Andalusien

Autofahren in Andalusien

Der ein oder andere Urlauber, der eine Mietwagenrundreise gebucht hat, wird sich fragen, wie das wohl sein wird mit dem Autofahren in Andalusien, was da auf ihn/sie zukommt. Das hat mich veranlasst, einmal von meinen ganz eigenen Eindrücken des andalusischen Straßenverkehrs zu schreiben.

Die Verkehrsregeln in Spanien unterscheiden sich kaum von denen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, doch deren Handhabung hier ist manchmal etwas anders und es schadet nicht, vorbereitet zu sein.

Kreisverkehr

Die Regeln für den Kreisverkehr sind dieselben wie bei uns: Wer im Kreis fährt, hat Vorfahrt und geblinkt wird beim Verlassen des Kreisels. Das Kuriose in Andalusien ist, dass hier scheinbar jeder seine eigenen Regeln hat. Beabsichtigt ein/e Fahrer/in, den Kreisel an der dritten Ausfahrt zu verlassen, blinkt er/sie schon vor der Einfahrt in diesen nach links, dann vielleicht nach rechts, beim Verlassen des Kreisels, oder auch nicht. Andere wiederum, die den Kreisel an der 2. Ausfahrt verlassen, blinken überhaupt nicht, denn sie fahren ja praktisch geradeaus. Mancher rauscht auch einfach durch, ohne darauf zu achten, ob jemand kurz vor ihm in den Kreisel einfährt.

Im Kreisverkehr ist es daher ratsam, sehr defensiv zu fahren und sich nicht auf die Blinksignale der anderen zu verlassen. Ebensowenig solltet Ihr Euch darauf verlassen, dass die eigenen Blinksignale richtig interpretiert werden.

Rechts vor links

In Deutschland sind wir gewohnt, an jeder Kreuzung zu halten und zu schauen, ob von rechts jemand kommt. Im Sinne der Verkehrsberuhigung gibt es innerorts kaum noch Vorfahrtsstraßen. In Andalusien ist das anders. Vorfahrtsstraßen sind selten als solche gekennzeichnet (z.B. mit einem Vorfahrtsschild). Hier gilt, solange kein Vorfahrtachten- oder Stoppschild kommt, habe ich Vorfahrt. Auch hier macht sich ein defensiver Fahrstil bezahlt: Lieber einmal mehr schauen und halten.

Halten / Parken in 2. Reihe

Andalusier haben scheinbar keine Wahrnehmung für Verkehrsbehinderungen. Ein Andalusier, der mal kurz eine Besorgung machen möchte oder kurz etwas erledigen muss, würde hierfür niemals extra einen Parklatz suchen, auch wenn 50 Meter weiter vorne eine freie Parklücke wäre. Muss er auch nicht, es gibt ja die Warnblinkanlage. Die berechtigt, überall, wo es notwendig ist, zu halten, so der allgemeine andalusische Irrglaube. Ob man dabei den Verkehr behindert, spielt offenbar keine Rolle. Sehr gerne wird auch in Kreiseln gehalten. Witzigerweise wird dieses Verhalten von den anderen Verkehrsteilnehmern meist toleriert. Und sollte jemand deswegen hupen (gehupt wird generell gerne und viel), kommt eine verständnislose Reaktion, die sagen soll: “Siehst Du nicht meinen Warnblinker!?”

Parken

In einem anderen Artikel (Oh, ein Knöllchen, was tun?) habe ich schon beschrieben, wo man kostenfrei am Straßenrand innerorts parken darf. Hier noch einmal eine kurze Wiederholung: Nur auf mit weißen Linien gekennzeichneten Parkbuchten darf man kostenfrei parken. Gelbe Kennzeichnung bedeutet Parken verboten und blaue bedeutet kostenpflichtig oder zeitlich begrenzt (wobei man Parkscheiben hier nicht kennt). Es gibt auch Ausnahmen. So sind bei uns vor dem Haus die Plätze noch blau markiert, obwohl hier schon lange keine blaue Zone mehr ist. Ich habe auch schon grüne Markierungen gesehen, die das Parken auf Anwohner mit Genehmigung begrenzen.

Apropos Parken: Wenn Ihr in Deutschland mit dem Wagen zum Flughafen fahrt, findet Ihr auf dem Vergleichs-Portal Fluparks den günstigsten Parkplatz.

Ampeln / Zebrastreifen

Wenn Spanier einmal in Fahrt sind, mögen sie es überhaupt nicht, wenn man sie zum Halten zwingt. So flitzen sie auch noch schnell über die Ampel, wenn diese schon rot ist. Motorradfahrer fahren meist schon los, wenn die Ampel für sie noch rot ist. Sie orientieren sich dabei an den Fußgängerampeln. Sobald diese auf Rot schalten, wird Gas gegeben.

Am Zebrastreifen wird mittlerweile schon gehalten, wenn ein Fußgänger die Straße überqueren will, wenn auch oft etwas widerwillig. Verlassen sollte man sich aber nicht darauf. Andererseits sehe ich oft Jugendliche, die selbstbewusst über den Zebrastreifen gehen, ohne zu schauen, ob ein Auto kommt.

Sicherheit / Diebstahl

Hier gilt eigentlich dasselbe wie überall: Nichts offen sichtbar im Auto liegen lassen, das gilt auch für Gepäckstücke, aber vor allem für elektronische Geräte wie tragbare Navis, Kameras etc. Solltet Ihr nicht alles Gepäck im Kofferraum verstauen können, so empfehle ich dringend, eine bewachte Garage aufzusuchen.

Es gibt auch Banden, die sich darauf spezialisiert haben, dass einige gezielt Fahrer und Beifahrer ablenken, damit andere währenddessen Wertsachen aus dem Auto klauen können. Und die Jungs sind wirklich gut. Ich habe es am eigenen Leibe erfahren, auf dem Parkplatz von IKEA in Málaga, beim Einräumen des Einkaufs ins Auto. Und obwohl Karina misstrauisch und aufmerksam war, schafften sie es, uns beide separat für einen kurzen Moment abzulenken. Und schon war meine Umhängetasche, die ich zuvor auf den Fahrersitz gelegt hatte (Türen waren zu, aber nicht verriegelt), samt Geldbeutel mit allen Karten, Papieren etc., weg. Bis dahin hätte ich noch jedem erklärt, dass mir so etwas nie passieren könnte.

Was tun bei einer Panne

Generell müssen in Spanien alle Autos mit zwei gelben Warnwesten und zwei Warndreiecken ausgestattet sein. Alles muss griffbereit sein. Wenn man gezwungen ist, am Straßenrand zu halten, darf man nur mit Warnweste aussteigen. Ein Warndreieck muss in 50 Meter Entfernung hinter dem Fahrzeug aufgestellt werden, und wenn die Straße in zwei Fahrtrichtungen befahrbar ist, muss das zweite in der anderen Richtung 50 Meter entfernt aufgestellt werden. Auch hier gilt: Nicht im Auto sitzen bleiben, sondern sich außerhalb der Fahrbahn aufhalten.

Fazit

Autofahren in Andalusien ist nicht viel anders als in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Die Verkehrsregeln sind fast identisch. Grundsätzlich würde ich zu einem defensiven Fahrstil raten. Spanische und speziell andalusische Verkehrsteilnehmer sind in der Regel temperamentvoller und sehen Verkehrsregeln oft nur als Empfehlung. Ob und wann sie sich an diese halten, entscheiden sie selbst.

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